Ein 79-jähriger Patient mit Post-Polio-Syndrom leidet dauerhaft unter Übelkeit und
Oberbauchschmerzen. Verschiedene Antiemetika brachten keine Linderung, die Beschwerden
verstärkten sich sogar. Ein Therapieversuch mit Dronabinol 10 mg wurde vom Patienten
nach 4 Wochen mangels Wirkung beendet. Die nun angesetzte Inhalationstherapie mittels
Vaporisator mit Cannabis flos 50–100 mg/d zeigte dagegen einen unmittelbaren Wirkeintritt
im Sinne einer Distanzierung von der Übelkeitssymptomatik und einer Reduktion der
Schmerzen.
ZUSAMMENFASSUNG
Anamnese und klinischer Befund Wir berichten über einen 79 Jahre alten Patienten mit einem Post-Polio-Syndrom (PPS).
Im Verlauf dieser Erkrankung entwickelten sich rezidivierende Oberbauchschmerzen und
eine therapieresistente Übelkeit ohne Erbrechen. Zudem war der Patient durch die Kombination
von muskulärer Schwäche, Adipositas, diätetisch behandelter Diabetes und einer degenerativen
Wirbelsäulenschädigung deutlich in seiner Beweglichkeit und Belastbarkeit eingeschränkt.
Untersuchungen und Diagnose Trotz einer umfangreichen Diagnostik konnte keine somatische Ursache weder für die
Übelkeit, noch für die Oberbauchschmerzen gefunden werden. Durch die psychische Belastung
im Rahmen des PPS kam es möglicherweise zu der Entwicklung einer somatoformen autonomen
Funktionsstörung des oberen Gastrointestinaltrakts.
Therapie und Verlauf Auch unter eine Kombinationstherapie von Antiemetika und schmerzmodulierenden Medikamenten
konnte keine ausreichende Symptomkontrolle erreicht werden. Bei Fehlen von Therapiealternativen
und einem zunehmenden Leidensdruck wurde dem Patienten medizinischer Cannabis verordnet.
Darunter kam es zu einer Erleichterung der Übelkeit-Symptomatik und Rückgang der Schmerzen.
Folgerung Cannabis stellt eine Behandlungsoption bei therapieresistenten Beschwerden im Rahmen
eines PPS dar.
Schlüsselwörter
Post-Polio-Syndrom - Übelkeit - Schmerzen - Cannabis - Dronabinol